Aldehyde und Ketone

Wichtige Vertreter

Die Tabel­le zeigt eini­ge Alde­hyde und ein Keton. Methanal lei­tet sich vom Methan ab und trägt auch den Tri­vi­al­na­men Form­alde­hyd. Eine 37%ige Lösung von Form­alde­hyd in Was­ser fin­det als For­ma­lin Ver­wen­dung.
Ethanal ent­steht u.a. im Kör­per beim Abbau von Etha­nol. Das Keton Pro­panon war frü­her ein Haupt­be­stand­teil von Nagel­lack­ent­fer­ner.
NameStruk­tur­for­mel
Methanal (Formaldehyd)
Ethanal (Acetaldehyd)
Benzaldehyd (Phenylmethanal, künstliches Bittermandelöl)
Propanon (Aceton)
Wich­ti­ge Alde­hyde und Keto­ne

Struktur und Eigenschaften

Alde­hyd steht für alcoho­lus dehydrogena­tus und bedeu­tet dehy­drier­ter Alko­hol.

Alle Alde­hyde besit­zen die Alde­hyd­grup­pe, die mit als Halb­struk­tur­for­mel mit -CHO geschrie­ben wird.
Die Alde­hyde bil­den kei­ne Was­ser­stoff­brü­cken, son­dern nur die wesent­lich schwä­che­ren Dipol-Dipol-Wech­sel­wir­kun­gen. Daher lie­gen die Schmelz- und Sie­de­punk­te zwi­schen den der Alka­ne und denen der Alko­ho­le. Ethan hat einen Sie­de­punkt von -89°C, Ethanal von 20°C und Etha­nol von 78°C.

Ver­gleich der Sie­de­punk­te der n-Alka­ne, der Alko­ho­le und der Alde­hyde.

Das Koh­len­stoff­atom und das Sau­er­stoff­atom der Car­bo­nyl­grup­pe wei­sen Par­ti­al­la­dun­gen auf, da Koh­len­stoff eine Elek­tro­ne­ga­ti­vi­tät vom 2,5 und Sau­er­stoff die von 3,5 auf­weist.

Herstellung von Aldehyden

Alde­hyde las­sen sich durch die par­ti­el­le Oxi­da­ti­on von pri­mä­ren Alko­ho­len her­stel­len. Als Oxi­da­ti­ons­mit­tel kön­nen hier­bei u.a. Kupfer(II)-oxid (\ce{CuO}) sowie schwe­fel­sau­re Per­man­gana­tio­nen (\ce{MnO4-}) oder Dichrom­at­lö­sun­gen (\ce{Cr2O7^{2-}}) die­nen.

Oxidation von Alkoholen mit Kupfer(II)-oxid

Bei der Oxi­da­ti­on mit Kupfer(II)-oxid wird die­ses zu metal­li­schem Kup­fer redu­ziert und der Alko­hol wird zum Alde­hyd oxi­diert:

$$
\begin{align*}
\text{Ox: } & \ce{CH3-\overset{-I}{C}H2OH ->CH3-\overset{+I}{C}HO + 2 e- + 2 H+ } \quad \big \vert \cdot 1 \\
\text{Red: }  & \ce{\overset{II}{Cu}O + 2e- +2 H+ -> \overset{0}{Cu} + H2O } \quad \big \vert \cdot 1\\
\text{Redox: } & \ce{CH3-CH2OH + CuO + 2 e- +2 H+ -> CH3-CHO + 2 e- + 2 H+ + Cu + H2O }\\
& \ce{CH3-CH2OH + CuO -> CH3-CHO + Cu + H2O}
\end{align*}
$$

Oxi­da­ti­on mit Per­man­ga­nat

Reagiert ein pri­mä­rer Alko­hol mit einer schwe­fel­sau­ren Kali­um­per­man­ganat­lö­sung, wer­den die Per­man­gana­tio­nen zu farb­lo­sen Mangan(II)-Ionen redu­ziert:

$$
\begin{align*}
\text{Ox: } & \ce{ CH3-\overset{-I}{C}H2OH -> CH3-\overset{I}{C}HO + 2 e- + 2 H+} \quad \big \vert \cdot 5\\
\text{Red: } & \ce{\overset{VII}{Mn}O4- + 5 e- + 8 H+ -> \overset{II}{Mn}^{2+} + 4 H2O }\quad \big \vert \cdot 2\\
\text{Redox: } & \ce{5 CH3-CH2OH + 2 MnO4- + 10 e- + 16 H+ -> 5 CH3-CHO + 10 e- + 10 H+ + 2 Mn^{2+} + 8 H2O }\\
& \ce{5 CH3-CH2OH + 2 MnO4- + 6 H+ -> 5 CH3-CHO + 2 Mn^{2+} + 8 H2O}
\end{align*}
$$

Oxi­da­ti­on mit Dichro­mat

Bei der Reak­ti­on eines pri­mä­ren Alko­hols mit einer schwe­fel­sau­ren Dichrom­at­lö­sung wer­den die oran­ge­ro­ten Dichro­ma­tio­nen zu grü­nen Chrom(III)-Ionen redu­ziert:

$$
\begin{align*}
\text{Ox: } & \ce{ CH3-\overset{-I}{C}H2OH -> CH3-\overset{I}{C}HO + 2 e- + 2 H+} \quad \big \vert \cdot 3\\
\text{Red: } , & \ce{\overset{VI}{Cr2}O7^{2-} + 6 e- + 14 H+ -> 2 \overset{III}{Cr}^{3+} + 7 H2O} \quad \big \vert \cdot 1\\
\text{Redox:} , & \ce{ 3 CH3-CH2OH + Cr2O7^{2-} + 6 e- + 14 H+ -> 3 CH3-CHO + 6 e- + 6 H+ + 2 Cr^{3+} + 7 H2O }\\
& \ce{3 CH3-CH2OH + Cr2O7^{2-} + 8 H+ -> 3 CH3-CHO + 2 Cr^{3+} + 7 H2O }
\end{align*}
$$

Nachweise der Aldehydgruppe

Versuch Silberspiegelprobe (Tollens-Probe)

Durch­füh­rung

In ein Reagenz­glas mit Sil­ber­ni­trat­lö­sung wer­den eini­ge Trop­fen ver­dünn­te Natron­lau­ge gege­ben. Es ent­steht ein brau­ner Nie­der­schlag, der auf­ge­löst wird, indem trop­fen­wei­se Ammo­ni­ak­lö­sung hin­zu­ge­ge­ben wird. Es darf nur eben soviel Ammo­ni­ak­lö­sung zuge­tropft wer­den , dass sich der Nie­der­schlag gera­de eben auf­löst.

Anschließ\end wird die zu test\end e Sub­stanz (Alde­hyd) hin­zu­ge­ge­ben und anschließ\end indi­rekt im Was­ser­bad erhitzt.

Beob­ach­tung

Am Reagenz­glas­rand bil­det sich ein Sil­ber­spie­gel.

Deu­tung

Mit ammo­nia­ka­li­scher Sil­ber­ni­trat­lö­sung (Tol­lens Reagenz) kommt es beim posi­ti­ven Nach­weis zur Reduk­ti­on von Silber(I)-Ionen des Sil­ber­ni­trats zu metal­li­schem Sil­ber und das Alde­hyd wird zur Car­bon­säu­re oxi­diert. Zu beach­ten ist, dass Hydr­o­xi­d­io­nen vor­lie­gen, also die Ladun­gen zwing\end mit Hydr­o­xi­d­io­nen aus­ge­gli­chen wer­den müs­sen:

$$
\begin {align*}
\text {Ox: } & \ce {CH3-\overset {I}{C}HO + 2 OH- -> CH3--\overset {III}{C}OOH + 2 e- + H2O }\quad \big \vert \cdot 1 \\
\text {Red:} & \ce { \overset {I}{Ag+} + e- -> -\overset {0}{Ag} } \quad \big \vert \cdot 2\\
\text {Redox: } & \ce {CH3-CHO + 2 OH- + 2 Ag+ + 2 e- -> CH3-COOH + 2 e- + H2O + 2 Ag }\\
& \ce {CH3-CHO + 2 OH- + 2 Ag+ -> CH3-COOH + H2O + 2 Ag }
\end {align*}
$$

Die Alde­hyd­grup­pe lässt sich auch sehr vor­teil­haft mit der Feh­ling-Pro­be nach­wei­sen. Hier­zu sind die notw\end igen Lösun­gen Feh­ling I und Feh­ling II nor­ma­ler­wei­se schon vor­han­den und müs­sen nicht her­ge­stellt wer­den.

Versuch Fehlingprobe

Auf­bau

Durch­füh­rung

Feh­ling I und II wer­den zu glei­chen Tei­len in ein Reagenz­glas gege­ben. In die entsteh\end e tief­blaue Lösung wird die Test­sub­stanz (Alde­hyd) getropft.

Beob­ach­tung

Es ent­steht ein zie­gel­ro­ter Nie­der­schlag.

Deu­tung

Das Alde­hyd wird zur Car­bon­säu­re oxi­diert und die in der Lösung befind­li­chen Kupfer(II)-Ionen wer­den zu Kupfer(I)-oxid redu­ziert.

$$
\begin {align*}
\text {Ox: } & \ce {CH3-CHO + 2 OH- -> CH3-COOHOOH + 2 e- + H2O }\quad \big \vert .\cdot 1 \\
\text {Red: } & \ce { 2 Cu^{2+} + 2 e- + 2 OH- -> Cu2O + H2O } \quad \big \vert \cdot 1 \\
\text {Redox: } & \ce {CH3-CHO + 4 OH- + 2 Cu^{2+} + 2 e- -> CH3-COOH + 2 e- + Cu_2O + H2O } \\
& \ce {CH3-CHO + 4 OH- + 2 Cu^{2+} -> CH3-COOH + Cu_2O + H2O }
\end {align*}
$$

Schiffs Reagenz (fuchsinschwefliger Säure)

Des Wei­te­ren ist es mög­lich, die Alde­hyd­grup­pe mit Schiffs Reagenz, also fuchs­in­schwef­li­ger Säu­re nach­zu­wei­sen. Hier kommt es mit einem Alde­hyd zur Bil­dung eines roten Farb­stoffs mit einem aus­ge­präg­ten Sys­tem kon­ju­gier­ter Dop­pel­bin­dun­gen.