Chemisches Gleichgewicht

Modellversuch

Ver­such: Modell­ver­such zum che­mi­schen Gleich­ge­wicht

Auf­bau

Durch­füh­rung

Ein Mess­zy­lin­der A wird mit 30 ml Was­ser gefüllt, das z.B. mit eini­gen Trop­fen Natron­lau­ge und Phe­nol­ph­thalein gefärbt wor­den ist. Der ande­re Mess­zy­lin­der B ist leer. Mit Hil­fe des dicken Glas­roh­res (z.B. 1 cm Durch­mes­ser) wird eine dem Was­ser­stand ent­spre­chen­de Flüs­sig­keits­säu­le in den lee­ren Zylin­der B über­tra­gen. Hier­zu muss das Glas­rohr den Boden des Zylin­ders berüh­ren.

Anschlie­ßend wird ana­log dazu mit Hil­fe des dün­nen Glas­roh­res (z.B. 0,7 cm Durch­mes­ser) eine ent­spre­chen­de Was­ser­men­ge zurück nach A über­tra­gen.

Das wird so lan­ge wie­der­holt, bis der jewei­li­ge Was­ser­stand der bei­den Mess­zy­lin­der kon­stant bleibt.
Die Was­ser­vo­lu­mi­na der bei­den Mess­zy­lin­der wer­den notiert.

Beob­ach­tung

Über­tra­gungV(A) in mLV(B) in mL
1282
2255
3237
4219
519,510,5
61911
71812
81614
91515
1014,515,5
111416
121317
1312,517,5
141218
151218
161218
171119
181119
191020
201020
211020
Deu­tung
Nach einer bestimm­ten Anzahl von Hebe­ver­su­chen (hier 19) bleibt der Füll­stand in bei­den Mess­zy­lin­dern gleich. An die­ser Stel­le liegt das dyna­mi­sche Modell­gleich­ge­wicht vor.

Statische und dynamische Gleichgewichte

Es wer­den sta­ti­sche und dyna­mi­sche Gleich­ge­wich­te unter­schie­den. Das klas­si­sche sta­ti­sche Gleich­ge­wicht liegt bei einer Bal­ken­waa­ge vor. Zwi­schen den Scha­len fin­det kein Aus­tausch von Teil­chen statt.

Übri­gens besitzt der bekann­tes­te Wie­ge­meis­ter der Kul­tur­ge­schich­te den Kopf eines Scha­kals. Damit ist Anu­bis gemeint, der ägyp­ti­sche Gott der Toten­ri­ten, der im ägyp­ti­schen Toten­ge­richt eine wich­ti­ge Rol­le spielt. Bei Wiki­pe­dia kann man hier­zu Fol­gen­des lesen: "Die See­le des Ver­stor­be­nen hat­te also eine müh­se­li­ge Rei­se durch die Unter­welt vor sich, wo sie sich schließ­lich vor Osi­ris recht­fer­ti­gen muss­te. Osi­ris saß vor den Göt­tin­nen Isis und Nephthys, die um die Toten trau­er­ten. Vor ihm wur­de das Herz des Ver­stor­be­nen gegen die Feder der Maat auf­ge­wo­gen. Anu­bis über­prüf­te das Lot und fun­gier­te damit als Wie­ge­meis­ter. Thot notier­te das Ergeb­nis und berich­te­te es dann Osi­ris.

Betrach­tet man einen Eimer, der unten ein Loch hat, in den jedoch stän­dig oben Was­ser nach­fließt, kann man eben­falls ein Gleich­ge­wicht fest­stel­len. Hier­bei fließ soviel Was­ser ab wie hin­zu kommt. In die­sem Fall spricht man von einem dyna­mi­schen Gleich­ge­wicht, da stän­dig Was­ser hin­zu­kommt und abfließt.

Bei che­mi­schen Gleich­ge­wichts­re­ak­tio­nen lau­fen Hin- und Rück­re­ak­tio­nen gleich­zei­tig ab. Auch hier spricht man von einem dyna­mi­schen Gleich­ge­wicht.

Das Iod-Wasserstoff-Gleichgewicht

Die Gleich­ge­wichts­re­ak­ti­on

$$\ce {H2 + I2 <=>2 HI}$$

wur­de bereits 1894 von Max Boden­stein, einem deut­schen Che­mi­ker, unter­sucht. Er brach­te in einen 1-Liter-Kol­ben je 1 mol Iod und 1 mol Was­ser­stoff und erhitz­te die­sen auf 490 °C. Nach eini­ger Zeit fin­det man im Kol­ben die folg\end e Zusam­men­set­zung:

  • 0,228 mol Was­ser­stoff
  • 0,228 mol Iod und
  • 1,544 mol Iod­was­ser­stoff

Die­ses Kon­zen­tra­ti­ons­ver­hält­nis ändert sich nicht mehr, es bleibt kon­stant. Unter­su­chun­gen zeig­ten, dass es dabei nicht von Bedeu­tung ist ob man von jeweils 1 mol Iod und Was­ser­stoff oder 2 mol Iod­was­ser­stoff aus­geht.

Eine ähn­li­che Beob­ach­tung konn­ten wir in unse­rem Modell­ver­such beob­ach­ten. Auch hier ändern sich nach einer Anzahl von Was­ser­he­be­schrit­ten die Volu­mi­na in den bei­den Mess­zy­lin­dern nicht mehr, da die trans­por­tier­ten Volu­mi­na sich nicht mehr ändern.

In die­sen Ver­such kann man den Trans­port von Mess­zy­lin­der A nach B als Hin­re­ak­ti­on und den Trans­port von B nach A als Rück­re­ak­ti­on betrach­ten. Bei dem Iod-Was­ser­stoff-Gleich­ge­wicht ist die Hin­re­ak­ti­on

$$\ce {H2 + I2 -> 2 HI}$$

und die Rück­re­ak­ti­on

$$\ce {2 HI -> H2 + I2 }$$

Der Dop­pel­pfeil in den Gleich­ge­wichts­re­ak­tio­nen sagt uns, dass Hin­re­ak­ti­on und Rück­re­ak­ti­on gleich­zei­tig statt­fin­den. Dabei ver­rin­gert sich zunächst die Anzahl der Edukt­mo­le­kü­le. Was­ser­stoff- und Iod­mo­le­kü­le sto­ßen anein­an­der und bil­den Iod­was­ser­stoff­mo­le­kü­le. Dem­zu­fol­ge erhöht sich die Anzahl der Iod­was­ser­stoff­mo­le­kü­le. Durch die Ernied­ri­gung der Anzahl der Edukt­mo­le­kü­le sinkt die Reak­ti­ons­ge­schwin­dig­keit der Hin­re­ak­ti­on.

Beim Zusam­men­prall von Iod­e­was­ser­stoff­mo­le­kü­len kön­nen die­se gespal­ten wer­den, die Rück­re­ak­ti­on fin­det statt, wobei die Geschwin­dig­keit der Rück­re­ak­ti­on mit steig\end er Anzahl der Edukt­mo­le­kü­le ansteigt.

An einem bestimm­ten Punkt ist die Anzahl der sich bild\end en und der zerfall\end en Iod­was­ser­stoff­mo­le­kü­le gleich und die Kon­zen­tra­ti­on der Eduk­te und der Pro­duk­te bleibt kon­stant. Die Geschwin­dig­keit der Hin­re­ak­ti­on ist gleich der Geschwin­dig­keit der Rück­re­ak­ti­on. Jetzt spricht man von einem che­mi­schen Gleich­ge­wicht.

c/t-Dia­gramm für die Ein­stel­lung des che­mi­schen Gleich­ge­wichts

c/V-Dia­gramm für die Ein­stel­lung des che­mi­schen Gleich­ge­wichts

Umkehrbare Reaktionen

Umkehr­ba­re Reak­tio­nen wer­den auch als rever­si­ble Reak­tio­nen bezeich­net. Das bekann­tes­te Bei­spiel für eine rever­si­ble Reak­ti­on ist wohl die Reak­ti­on von Chlor­was­ser­stoff mit Ammo­ni­ak zu Ammo­ni­um­chlo­rid

Versuch: Bildung und Zerlegung von Ammoniumchlorid

Auf­bau

a) Bil­dung


b) Zer­le­gung

Durch­füh­rung

a) Bil­dung

In benach­bar­te Scha­len wer­den jeweils kon­zen­trier­te Salz­säu­re und Ammo­ni­ak­was­ser gege­ben. Das Gan­ze wird mit einer umge­dreh­ten Wan­ne bedeckt.

b) Zer­le­gung

In ein Reagenz­glas wer­den Ammo­ni­um­chlo­rid und ein feuch­ter Strei­fen Uni­ver­sal­in­di­ka­tor­pa­pier gege­ben, der in sei­ner Mit­te durch einen Wat­te­bausch im Reagenz­glas fixiert ist. Das Ammo­ni­um­chlo­rid wird erhitzt.

Beob­ach­tung

a) Bil­dung

Es bil­det sich ein wei­ßer Rauch.

b) Zer­le­gung

Der unte­re Bereich des UI-Papiers färbt sich rot und der obe­re blau.

Deu­tung

a) Bil­dung

Aus dem Ammo­ni­ak­was­ser wird Ammo­ni­ak und aus der Salz­säu­re Chlor­was­ser­stoff jeweils als Gas frei­ge­setzt. Aus bei­den ent­steht ein wei­ßer Rauch aus Ammo­ni­um­chlo­rid.

$$\ce {NH3 (g) + HCl (g) -> NH4Cl(s)}$$

b) Zer­le­gung

Es bil­den sich Chlor­was­ser­stoff und Ammo­ni­ak. Hier­durch färbt sich der unte­re Bereich des Indi­ka­tor­pa­piers rot (Chlor­was­ser­stoff ist schwe­rer) und der obe­re Bereich blau, da bei der Pro­to­ly­se von Chlor­was­ser­stoff Hydro­ni­um­io­nen und bei der Pro­to­ly­se von Ammo­ni­ak Hydr­o­xi­d­io­nen ent­ste­hen.

$$\ce {NH3 (g) + H2O (l) -> NH4+ (aq) + OH-(aq)}$$$$\ce {HCl (g) + H2O (l) -> H3O+ (aq) + Cl- (aq)}$$

Bil­dung und Zeu­gung von Ammo­ni­um­chlo­rid las­sen sich in einer Glei­chung mit Dop­pel­pfeil zusam­men­fas­sen. Es han­delt sich um eine umkehr­ba­re Reak­ti­on.

$$\ce {HCl + NH3 <=> NH_4Cl }$$

Das Massenwirkungsgesetz

Bei Vor­lie­gen eines che­mi­schen Gleich­ge­wichts ist die Geschwin­dig­keit der Hin­re­ak­ti­on gleich der Geschwin­dig­keit der Rück­re­ak­ti­on. Auf unser kon­kre­tes Bei­spiel Iod-Was­ser­stoff-Gleich­ge­wicht

$$\ce {H2 + I2 <=> 2 HI}$$

bezo­gen kann man die folg\end en Bezie­hun­gen auf­stel­len:

$$
\begin {ali­gn}
v_{Hin} & = v_{Rück} \\
& = k_{Hin} \cdot c(H_2) \cdot c(I_2) \\
v_{Rück} & = k_{Rück} \cdot c^2(HI)
\end {ali­gn}
$$

Hier­bei bezeich­net k die jewei­li­ge Geschwin­dig­keits­kon­stan­te. Die bei­den Geschwin­dig­kei­ten wer­den gleich gesetzt:

$$
k_{Hin} \cdot c(H_2) \cdot c(I_2) = k_{Rück} \cdot c^2(HI)
$$

Aus dem Quo­ti­en­ten der Geschwin­dig­keits­kon­stan­ten der Hin- und der Rück­re­ak­ti­on wird die neue Kon­stan­te Kc gebil­det:

$$
\ce {frac{k_{Hin}}{k_{Rück}} = K_c = frac {c^2(HI)}{c(H_2) \cdot c(I_2)}}
$$

Der unte­re Index c der Gleich­ge­wichts­kon­stan­ten besagt, dass die­se unab­hän­gig von der Aus­gangs­kon­zen­tra­ti­on ist. Boden­stein ermit­tel­te für die­se Reak­ti­on bei 448 °C einen Wert von Kc = 50. Der Wert vari­iert aller­dings für ver­schie­de­ne Tepe­ra­tu­ren.

Das Mas­sen­wir­kungs­ge­setz wur­de erst­mals 1867 durch die Nor­we­ger Guld­berg und Waa­ge auf­ge­stellt. All­ge­mein besagt es, dass der Quo­ti­ent aus dem Pro­dukt der Kon­zen­tra­tio­nen der Pro­duk­te divi­diert durch das Pro­dukt der Kon­zen­tra­tio­nen der Eduk­te bei einer gege­be­nen Tem­pe­ra­tur kon­stant ist:

$$\ce {a A + b B <=> c C + d D}$$

$$\ce {K_c=frac{c^c(C) \cdot c^d(D)}{c^a(A) \cdot c^b(B)}}$$

\Berechnung zum Iod-Wasserstoff-Gleichgewicht

Ein Kol­ben mit dem Volu­men V = 2 Litern wur­de mit 0,6 mol Was­ser­stoff und 0,2 mol Iod gefüllt (Kc=54,3).
Berech­nen Sie die Stoff­men­ge des gebil­de­ten Iod­was­ser­stoffs im Gleich­ge­wicht.

Hin­weis: Da das Volu­men kon­stant bleibt, kön­nen statt der Kon­zen­tra­tio­nen die Stoff­men­gen in den Aus­druck für das MWG ein­ge­setzt wer­den.

Zunächst stel­len wir die Reak­ti­ons­glei­chung auf und stel­len uns die gege­ben Grö­ßen zusam­men. Hier­bei wol­len wir mit den Stoff­men­gen rech­nen. Wir wis­sen, dass die Anfangs­stoff­men­gen n0 von Iod und Was­ser­stoff mit 0,2 mol und 0,6 mol bekannt sind. Zu Beginn haben wir kein Iod­was­ser­stoff vor­lie­gen.

Nach der Ein­stel­lung des che­mi­schen Gleich­ge­wichts muss dann selbst­ver­ständ­lich Iod­was­ser­stoff vor­lie­gen, aller­dings wis­sen wir nicht wie­viel. Dem­nach rech­nen wir mit der Unbe­kann­ten x. Wenn ein Mole­kül (\ce {HI}) gebil­det wird, brau­che ich ein Iod- und ein Was­ser­stoff­atom.

Die­se Infor­ma­tio­nen stel­le ich jetzt in einer Tabel­le zusam­men.

\(\ce{H2}\)\(\ce{+}\)\(\ce{I2}\)\(\ce{<=>}\)\(\ce{2 HI}\)
\(n_0\) in mol0,60,20
\(n_g\) in mol0,6-x0,2-x2x

Mit die­sem Wis­sen der Stoff­men­gen und der Gleich­ge­wichts­kon­stan­te im Gleich­ge­wicht kön­nen wir das Mas­sen­wir­kungs­ge­setzt auf­stel­len und x aus­rech­nen. Hier­bei müs­sen wir aller­dings beach­ten, dass es sich um eine \quad rati­sche Glei­chung han­delt. Wenn es der Taschen­rech­ner nicht her­gibt, kön­nen wir die p-q-For­mel anw\end en und erhal­ten zwei Lösun­gen.

$$
\begin {align*}
K_c &= \frac{n^2(HI)}{n(H_2) \cdot n(I_2)} \\
54,3 &= \frac{(2x)^2 \, mol^2}{(0,6-x)mol \cdot (0,2-x)mol}\\
x_1 &= 0,67 \quad \text {chemisch irrelevant}\\
x_2 &= 0,19\\
n(HI) &= 2x \, mol = \underline{0,38 \, mol}\\
\end {align*}
$$

Die ers­te Lösung ist irrele­vant, da die Kon­zen­tra­ti­on des Pro­dukts nicht grö­ßer sein kann als die des Edukts.

Für alle, die ihren Taschen­rech­ner nicht nut­zen dür­fen oder wol­len, hier noch ein­mal der Lösungs­weg mit der p-q-For­mel.

$$
\begin {align*}
54,3 &= \frac{(2x)^2 }{(0,6-x) \cdot (0,2-x)} \quad | \quad \text { Nenner ausmultiplizieren} \\
54,3 &= \frac{4x^2}{x^2-0,8x+0,12} \quad | \quad \text { mit Nenner multiplizieren}\\
4 x^2 &= 54,3x^2+43,44x+6,516 \quad | \quad -4x^2\\
0 &= 50,3x^2+43,44x+6,516 \quad | \quad :50,3\\
0 &= x^2 - 0,8636x + 0,1295\quad | \quad \text { Normalform}\\
0 &= x^2 + px + q\\
x_{1/2} &= - \frac{p}{2} \pm \sqrt{\frac{p^2}{4}-q}\\
x_{1/2} &= 0,4318 \pm \sqrt{0,1864-0,1295}\\
x_{1/2} &= 0,4318\pm 0,2386\\
x_1 &=0,67\\
x_2 &= 0,19\\
\end {align*}
$$

Beeinflussung des chemischen Gleichgewichts

Änderung der Stoffmenge

Ver­such: Reak­ti­on von Eisen(III)-Ionen mit Kali­um­thio­cya­nat

Auf­bau

Durch­füh­rung

Zu einer Eisen(III)-chloridlösung wird eine Kali­um­thio­cy­nat­lö­sung gege­ben. Die jetzt tief­ro­te Lösung wird mit Was­ser ver­dünnt, bis die Far­be hell­rot ist. Die hell­ro­te Lösung wird auf drei Reagenz­glä­ser ver­teilt.
In das Reagenz­glas 1 wird Kali­um­thio­cya­nat­lö­sung und in das Reagenz­glas 3 Eisen(III)-chloridlösung getropft.
Das Reagenz­glas 2 bleibt als Kon­troll­pro­be.

Beob­ach­tung

In den Reagenz­glä­sern 1 und 3 ver­tieft sich die rote Far­be.

Deu­tung

$$
\ce{ \underset{text{gelb}}{Fe^{3+}} + \underset{\text{farblos}}{3 SCN-} <=> \underset{\text{blutrot}}{Fe(SCN)3} }
$$

Die Zuga­be von Thio­cya­nat-Ionen bewirkt wie die Zuga­be der Eisen(III)-Ionen eine Erhö­hung der Kon­zen­tra­ti­on des Reak­ti­ons­pro­duk­tes (ce{Fe(SCN)3}). Der Aus­druck für das Mas­sen­wir­kungs­ge­setz lau­tet:

$$
K_c=\frac{c \left ( \ce{Fe(SCN)3} \right) }{c(\ce{Fe^{3+}}) \cdot c^3 ( \ce{SCN^-})}
$$

Wird die Kon­zen­tra­ti­on eines Edukts erhöht, stellt sich das Gleich­ge­wicht sofort wie­der neu ein. Da die Gleich­ge­wichts­kon­stan­te gleich bleibt, muss sich die Kon­zen­tra­ti­on des Pro­dukts Eisen­thio­cy­nat erhö­hen und die rote Far­be ver­tieft sich.
Durch die Ände­rung der Kon­zen­tra­ti­on eines an der Reak­ti­on betei­lig­ten Stof­fes wird das che­mi­sche Gleich­ge­wicht gestört.

Wird die Kon­zen­tra­ti­on eines Edukts erhöht, erhöht sich auch die Kon­zen­tra­ti­on der Pro­duk­te, weil Kc kon­stant ist.

Die Aus­beu­te kann durch die Erhö­hung der Kon­zen­tra­ti­on eines Edukts oder durch die Ent­fer­nung eines Pro­dukts erreicht wer­den.

Wärmezufuhr oder Wärmeentzug

Ver­such: Das Stick­stoff­di­oxid-Distick­stoff­te­tr­oxid-Gleich­ge­wicht bei Zufuhr und Ent­zug von Wär­meAuf­bau

Durch­füh­rung

Durch das Erhit­zen von Blei­ni­trat (ce{Pb(NO3)2}) wird ein Gas­ge­misch aus Stick­stoff­di­oxid und Distick­stoff­te­tr­oxid her­ge­stellt, das in einem Rund­kol­ben auf­ge­fan­gen wird, der mit einem Stop­fen fest ver­schlos­sen wird.

Der Rund­kol­ben mit dem Gas­ge­misch wird in ein Becher­glas mit Eis­was­ser und anschlie­ßend mit hei­ßem Was­ser gebracht und die Far­be des Gas­ge­mischs wird beob­ach­tet.

Beob­ach­tung

Zunächst zeigt das Gas­ge­misch eine gel­be bis hell­brau­ne Far­be, im Eis­was­ser wird es farb­los und im hei­ßen Was­ser ver­stärkt sich der Braun­ton.

Deu­tung

$$
\ce{2 NO2 (g) \overset{exotherm}{\underset{endotherm}{<=>}} N2O4 (g)}
$$

Führt man dem im Gleich­ge­wicht befind­li­chen Gas­ge­misch Wär­me zu, kommt es zu einer Ver­tie­fung der brau­nen Far­be. Das Gleich­ge­wicht wird dem­nach in die Rich­tung des Stick­stoff­di­oxids ver­scho­ben. Die wär­me­ver­brau­chen­de, endo­ther­me Reak­ti­on wird geför­dert.

Ent­zieht man dem im Gleich­ge­wicht befind­li­chen Gas­ge­misch Wär­me, wird das Gleich­ge­wicht wird in die Rich­tung des Distick­stoff­te­tr­oxids ver­scho­ben. Die wär­me­lie­fern­de, exo­ther­me Reak­ti­on wird geför­dert.

Eine exo­ther­me Reak­ti­on wird durch Wär­me­ent­zug geför­dert.
Eine endo­ther­me Reak­ti­on wird durch Wär­me­zu­fuhr geför­dert.

Die Ände­rung der Tem­pe­ra­tur ist hier­bei gerin­ger als ohne die Gleich­ge­wichts­ver­schie­bung.

Einfluss von Katalysatoren

Kata­ly­sa­to­ren erhö­hen die Geschwin­dig­keit einer che­mi­schen Reak­ti­on durch die Ernied­ri­gung der Akti­vie­rungs­en­er­gie. Hier­bei erhöht sich die Geschwin­dig­keit der Hin­re­ak­ti­on und der Rück­re­ak­ti­on im glei­chen Maße. Dem­nach ver­än­dert sich das Ver­hält­nis der Geschwin­dig­keits­kon­stan­ten und dem­nach Kc nicht. Die Lage des che­mi­schen Gleich­ge­wichts bleibt unver­än­dert. Aller­dings stellt sich das che­mi­sche Gleich­ge­wicht schnel­ler ein.

Ein­fluss eines Kata­ly­sa­tors auf die Ein­stell­zeit des che­mi­schen Gleich­ge­wichts.

Volumenänderung

Ver­such: Das Stick­stoff­di­oxid-Distick­stoff­te­tr­oxid-Gleich­ge­wicht bei Ände­rung des Volu­mensAuf­bau

Durch­füh­rung

Durch das Erhit­zen von Blei­ni­trat Pb(NO3)2 wird ein Gas­ge­misch aus Stick­stoff­di­oxid und Distick­stoff­te­tr­oxid her­ge­stellt, das in einem Kol­ben­pro­ber mit Hahn auf­ge­fan­gen wird. Der Hahn wird geschlos­sen.

Durch Ver­schie­ben des Hahns wird der Druck ver­än­dert. Die Farb­in­ten­si­tät wird beob­ach­tet..

Beob­ach­tung

Bei Druck­erhö­hung nimmt die Inten­si­tät der Braun­fär­bung ab.
Bei Druck­ernied­ri­gung nimmt die Inten­si­tät der Braun­fär­bung zu.

Deu­tung

$$
\ce{underset{braun}{2 NO2 (g)} \quad \overset{Volumenverringerung}{\underset{Volumenerhöhung}{\rightleftharpoons}} \quad \underset{farblos}{N_2O4 (g)}}
$$
$$
K_c=\frac{c(\ce{N2O4)}}{c^2(\ce{N2O})}
$$

Erhöht man den Druck des im Gleich­ge­wicht befind­li­chen Gas­ge­mischs, nimmt die Inten­si­tät der brau­nen Far­be ab. Das Gleich­ge­wicht wird dem­nach in die Rich­tung des farb­lo­sen Distick­stoff­te­tr­oxids ver­scho­ben.

Die Bil­dung des Distick­stoff­te­tr­oxids ver­läuft unter Volu­men­ab­nah­me, wäh­rend die Rück­re­ak­ti­on unter Volu­men­zu­nah­me ver­läuft. Das wird erkenn­bar an den stö­chio­me­tri­schen Koe­e­fi­zi­en­ten.

Wird der Druck erhöht, erfolgt die Neu­ein­stel­lung des che­mi­schen Gleich­ge­wichts unter Kon­stant­hal­tung der Gleich­ge­wichts­kon­stan­ten. Die Volu­men­ab­nah­me wird begüns­tigt.

Druck­ernied­ri­gung begüns­tigt die Reak­ti­on mit Volu­men­zu­nah­me, hier die Bil­dung von Stick­stoff­di­oxid.

Das Prinzip von Le Chatelier und Braun

Die­ses Prin­zip wird auch das Prin­zip vom kleins­ten Zwang genannt und fasst die Ergeb­nis­se der vor­an­ge­stell­ten Ver­su­che zur Beein­flus­sung des che­mi­schen Gleich­ge­wichts in Wor­te. Es geht auf den fran­zö­si­schen Che­mi­ker Le Chate­lier und den deut­schen Phy­si­ker Braun zurück.

Wird auf ein im Gleich­ge­wicht befind­li­ches Sys­tem ein Zwang aus­ge­übt durch

  • Wär­me­zu­fuhr oder -ent­zug
  • Volu­men­än­de­rung oder
  • Stoff­men­gen­än­de­rung

so ver­schiebt sich das Gleich­ge­wicht in die Rich­tung, in der die Fol­ge des Zwangs ver­rin­gert wird.

Tem­pe­ra­tur

Wär­me­ent­zug begüns­tigt eine exo­ther­me Reak­ti­on
Wär­me­zu­fuhr begüns­tigt eine endo­ther­me Reak­ti­on

Kon­zen­tra­ti­on

Ver­bes­ser­te Aus­beu­te durch:
- Erhö­hung der Kon­zen­tra­ti­on eines Edukts
- Ent­fer­nung eines Pro­dukts

Druck

Druck­ernied­ri­gung begüns­tigt Reak­ti­on mit Zunah­me des Volu­mens
Druck­erhö­hung begüns­tigt Reak­ti­on mit Abnah­me des Volu­mens

Estergleichgewicht

1 mol Ethan­säu­re reagiert mit 1 mol Etha­nol zu Essig­säu­re­ethyl­es­ter. Die Gleich­ge­wichts­kon­stan­te beträgt Kc=4.

Berech­nen Sie die Stoff­men­gen der Eduk­te und Pro­duk­te im Gleich­ge­wicht. Wir bezeich­nen die Säu­re mit S, den Alko­hol mit A, den Ester mit E und das Was­ser mit W.

\(S\)\(\ce{+}\)\(A\)\(\ce{<=>}\)\(\ce{E}\)\(\ce{+}\)\(\ce{W}\)
\(n_0\) in mol1100
\(n_g\) in mol1-x1-xxx

$$
\begin {ali­gn*}
K_c & = \frac{n(E) \cdot n(W)}{n(S) \cdot n(A)} \\
4 &= \frac{x^2 \, mol^2}{(1 - x)^2 \, mol^2}\\
x^2 &= 4 x^2 - 8 x +4\\
0 & = 3 x^2 - 8x + 4\\
0 &= x^2 - 2,667 + 1,3333\\
0 &= x^2 + px + q\\
x_{1/2} &= - \frac{p}{2} \pm \sqrt{\frac{p^2}{4}-q}\\
x_{1/2} &= 1,333 \pm \sqrt{1,777 - 1,333}\\
x_1 &= \underline{0,67}\\
x_2 &= 2 \quad \text {(che­misch irrele­vant)}
\end {ali­gn*}
$$
Damit ist

(n(S) = n(A) = (1 - 0,67) mol = 0,33mol) und (n(E)=n(W)=0,67 mol).

Die Aus­beu­te lie­ße sich durch die Erhö­hung der Kon­zen­tra­ti­on eines Edukts ver­grö­ßern. Wenn wir z.B. 4 mol Alko­hol ein­setz­ten wür­den, bekä­men wir 0,93 mol Ester.

Eben­so könn­ten wir ein Pro­dukt aus dem Gleich­ge­wicht ent­zie­hen, z.B den Ester kon­ti­nu­ier­lich abde­stil­lie­ren oder aber was noch ein­fa­cher ist das Was­ser durch die kon­zen­trier­te Schwe­fel­säu­re ent­zie­hen, die wir sowie­so als Kata­ly­sa­tor ein­set­zen. Schwe­fel­säu­re wirkt hygro­sko­pisch.