Reaktionsgleichungen

Aufbau

In Reak­ti­ons­glei­chun­gen fin­den wir links die Aus­gangs­stof­fe (Eduk­te) und rechts die Reak­ti­ons­pro­duk­te (Pro­duk­te). Wir wol­len hier von zwei Eduk­ten A und B und zwei Pro­duk­ten C und D aus­ge­hen.

$$
\begin{align*}
\ce{Edukte & -> Pro­duk­te} \\
\ce{A + B & -> C + D}
\end{align*}
$$

Hier­bei müs­sen auf bei­den Sei­ten der Glei­chun­gen die glei­chen Anzah­len der betei­lig­ten Ato­me sowie ins­ge­samt die glei­che Ladung zu fin­den sein.
Um die­ses zu errei­chen, befin­den sich vor den Reak­ti­ons­part­nern Stö­chio­me­trie­zah­len, die auch als stö­chio­me­tri­sche Koef­fi­zi­en­ten oder kurz Koef­fi­zi­en­ten bzw. Vor­zah­len bezeich­net wer­den. Die Koef­fi­zi­en­ten soll­ten gewöhn­lich ganz­zah­lig sein.
Wir wol­len die hier mit klei­nen Buch­sta­ben bezeich­nen.

$$
\ce{a~A + b~B -> c~C + d~D}
$$

Fin­den wir vor einem Reak­ti­ons­part­ner kei­nen Koef­fi­zi­en­ten, so hat die­ser den Wert 1.

Ausgleichen

Las­sen wir fes­tes Natri­um mit Chlor­gas reagie­ren:

Versuch: Reaktion von Natrium mit Chlor

Auf­bau

Durch­füh­rung

In einem Reagenz­glas mit einem Loch wird ein Stück Natri­um gege­ben. Die­ses wird mit einem Bun­sen­bren­ner ange­zün­det. Anschlie­ßend wird das Reagenz­glas an einem Faden in einen Stand­zy­lin­der mit Chlor gebracht.

Beob­ach­tung

Es ent­steht ein wei­ßer Rauch und schließ­lich ein wei­ßer Nie­der­schlag.

Deu­tung

Es ent­steht Natri­um­chlo­rid, also das wohl­be­kann­te Koch­salz. Wir kön­nen die Wort­glei­chung auf­stel­len.

$$
\text{Natrium + Chlor } \ce{->} \text{Natriumchlorid }\\
$$

Für die betei­lig­ten Stof­fe kann man das Reak­ti­ons­sche­ma mit den kor­rek­ten che­mi­schen For­meln for­mu­lie­ren. Beim Chlor­gas gilt es, die soge­nann­te \(BrINClHOF\)-Regel zu beach­ten, nach der die Ele­men­te Brom, Iod, Stick­stoff, Chlor, Was­ser­stoff, Sau­er­stoff und Flu­or zwei­ato­mi­ge Mole­kü­le bil­den.

$$
\ce{
\_ \, Na + \_ \, Cl_2 -> \_ \, NaCl \\
}
$$

Auf der Sei­te der Eduk­te haben wir ein Natri­um­atom und zwei Chlor­ato­me, wäh­rend auf der Sei­te der Pro­duk­te ein Natri­um­atom und ein Chlor­atom ist.
Wir kon­zen­trie­ren uns zunächst auf die Chlor­ato­me und schrei­ben vor das \(\ce{NaCl}\) eine 2.

$$
\ce{ \_~ Na + \_~ Cl2 -> 2 NaCl }
$$

Jetzt haben wir links und rechts 2 Chlor­ato­me, aber die Natri­um­ato­me sind ungleich ver­teilt. Daher schrei­ben wir vor Na auf der Edukt­sei­te eine 2.

$$
\ce{2 Na + Cl2 -> 2 NaCl}
$$

Wir kön­nen die Mola­ren Mas­sen der Eduk­te und Pro­duk­te mit­ein­an­der ver­glei­chen.

$$
\begin{align*}
\begin{split}
2 \cdot 22,99 \frac{g}{mol} + 2 \cdot 35,45 \frac{g}{mol}
& \rightarrow 2 \cdot 58,44 \frac{g}{mol} \\
116,88 \frac{g}{mol} & = 116,88 \frac{g}{mol}
\end{split}
\end{align*}
$$

Die Gesamt­mas­se der betei­lig­ten Stof­fe ändert sich nicht. Das ent­spricht dem Mas­sen­er­hal­tungs­satz, des­sen Grund­la­gen bis in die Anti­ke zurück­rei­chen.
Da die Ladun­gen auf bei­den Sei­ten auch gleich sind, näm­lich Null, ist die Reak­ti­ons­glei­chung aus­ge­gli­chen.

Gleichung für die Verbrennung von Octan

Wir wol­len noch ein Bei­spiel betrach­ten, die Ver­bren­nung von Octan zu Koh­len­stoff­di­oxid und Was­ser.
$$ \ce{
\_~ C8H18 + \_~ O2 -> \_~ CO2 + \_~ H2O
} $$
Auf der Sei­te der Eduk­te fin­den wir acht Koh­len­stoff­ato­me und auf der Pro­dukt­sei­te eins. Daher erhält Koh­len­stoff­di­oxid den Koef­fi­zi­en­ten acht.
$$ \ce{
\_~ C8H18 + \_~ O2 -> 8 CO2 + \_~ H2O
} $$
Den Was­ser­stoff glei­chen wir aus, indem wir vor das Pro­dukt Was­ser den stö­chio­me­tri­schen Koef­fi­zi­en­ten 9 set­zen.
$$ \ce{
\_~ C8H18 + \_~ O2 -> 8 CO2 + 9 H2O
} $$
Damit haben wir auf bei­den Sei­ten 18 Was­ser­stoff­ato­me. Hier­durch ergibt sich aller­dings ein Pro­blem mit dem Sau­er­stoff, das wir damit behe­ben kön­nen, vor Sau­er­stoff den Koef­fi­zi­en­ten $\frac{9}{2}$ zu set­zen.
$$ \ce{
C8H18 + $\frac{9}{2}$ O2 -> 8 CO2 + 9 H2O
} $$
Damit ist die Reak­ti­ons­glei­chung aus­ge­gli­chen. Aller­dings sol­len die stö­chio­me­tri­schen Koef­fi­zi­en­ten ganz­zah­lig sein.
Wir mul­ti­pli­zie­ren ein­fach alle Koef­fi­zi­en­ten mit zwei.
$$ \ce{
2 C8H18 + 9 O2 -> 16 CO2 + 18 H2O
} $$

Gleichung für die Reaktion von Kalkwasser mit Phosphorsäure

Als wei­te­res Bei­spiel wol­len wir uns die Neu­tra­li­sa­ti­on von Phos­phor­säu­re mit einer Cal­ci­um­hy­dr­o­xid­lö­sung anschau­en.

$$ \ce{
\_~ Ca(OH)2 + \_~ H3PO4 -> \_~ Ca3(PO4)2 + \_~ H2O
} $$

Das Ver­hält­nis beim Cal­ci­um ist 1:3, wes­halb wir vor das Edukt Cal­ci­um­hy­dr­o­xid den Koef­fi­zi­en­ten 3 notie­ren.

$$ \ce{
3 Ca(OH)2 + \_~ H3PO4 -> Ca3(PO4)2 + \_~ H2O
} $$

Für Phos­phor fin­den wir ein Atom auf der Edukt­sei­te und zwei bei den Pro­duk­ten. Daher wird für die Phos­phor­säu­re der stö­chio­me­tri­sche Koef­fi­zi­ent 2 ein­ge­führt.

$$ \ce{
3 Ca(OH)2 + 2 H3PO4 -> Ca3(PO4)2 + \_~ H2O
} $$

Was­ser­stoff ist bei den Eduk­ten 12mal ver­tre­ten und bei den Eduk­ten ledig­lich ein­mal. Außer­dem haben wir ein Pro­blem mit Sau­er­stoff, dass wir auf der Edukt­sei­te 14mal fin­den und bei den Pro­duk­ten bis­her ledig­lich acht­mal.
Wir schrei­ben vor Was­ser den Koef­fi­zi­en­ten 6.

$$ \ce{
3 Ca(OH)2 + 2 H3PO4 -> Ca3(PO4)2 + 6 H2O
} $$

Damit ist die Reak­ti­ons­glei­chung aus­ge­gli­chen.