Alkene

Struktur und Eigenschaften

Alke­ne sind Koh­len­was­ser­stof­fe, die min­des­tens eine Dop­pel­bin­dung zwi­schen zwei Koh­len­stoff­ato­men zwi­schen zwei Mole­kü­len auf­wei­sen.

Alke­ne mit einer Dop­pel­bin­dung bil­den eine homo­lo­ge Rei­he mit der all­ge­mei­nen For­mel

CnH2n

Das ein­fachs­te Alken ist das Ethen mit zwei Koh­len­stoff­ato­men:

Ethen ist pla­nar auf­ge­baut. Alle Ato­me lie­gen auf einer Ebe­ne und der Bin­dungs­win­kel beträgt 120°.

Im Gegen­satz zu Alka­nen sind Alke­ne nicht line­ar auf­ge­baut, son­dern zei­gen einen "Knick" an der Dop­pel­bin­dung. Daher kön­nen sich die Mole­kü­le nicht so dicht anein­an­der lagern wie die Alkan­mo­le­kü­le, die Van-der-Waals-Kräf­te zwi­schen den Mole­kü­len ist gerin­ger und die Schmelz- und Sie­de­punk­te sind gering­fü­gig nied­ri­ger als bei den Alka­nen.

Siedetemperaturen der Alkane und Alkene

Sie­de­tem­pe­ra­tu­ren der Alka­ne und Alke­ne.

Wie die Alka­ne sind die Alke­ne unpo­lar und lösen sich dem­zu­fol­ge fast nicht in pola­ren Lösungs­mit­teln wie Was­ser. An den Dop­pel­bin­dun­gen liegt eine hohe Elek­tro­nen­dich­te vor, wes­we­gen Alke­ne sehr reak­ti­ons­freu­dig sind.


Nomenklatur und Isomerie

Alke­ne füh­ren die Endung -en im Namen. Ansons­ten ähnelt die Nomen­kla­tur der der Alka­ne, wobei zu beach­ten ist, dass es selbst­ver­ständ­lich kein Methen geben kann, das eine Koh­len­stoff-Koh­len­stoff-Bin­dung vor­han­den sein muss. Dem­nach hei­ßen die ers­ten Alke­ne Ethen, Pro­pen, Buten, Pen­ten, usw.

Die soge­nann­ten n-Alka­ne haben die Dop­pel­bin­dung jeweils am ers­ten Koh­len­stoff­atom. n-Buten wird auch als 1-Buten oder But-1-en bezeich­net. Eine struk­tur­iso­me­re Ver­bin­dung von 1-Buten ist 2-Buten oder But-2-en.

Die strukturisomeren Verbindungen 1-Buten (But-1-en) und 2-Buten (But-2-en)

Die struk­tur­iso­me­ren Ver­bin­dun­gen 1-Buten (But-1-en) und 2-Buten (But-2-en)

Poly­ene ent­hal­ten mehr als eine Dop­pel­bin­dung. So fin­den wir im Pen­ta­di­en zwei davon, wobei ver­schie­de­ne Anord­nun­gen mög­lich sind, näm­lich Penta-1,2-dien, Penta-1,3-dien und Penta-1,4-dien.

$$
\begin{align*}
&\ce{H2C=C=CH-CH2-CH3} & \text{Penta-1,2-dien} \\ \\
&\ce{H2C=CH-CH=CH-CH3} & \text{Penta-1,3-dien} \\ \\
&\ce{H2C=CH-CH2-CH=CH2} & \text{Penta-1,4-dien}
\end{align*}
$$

Benach­bar­te Dop­pel­bin­dun­gen wer­den als kumu­liert bezeich­net (z.B. Penta-1,2-dien). Wech­seln sich Dop­pel­bin­dun­gen und Ein­fach­bin­dun­gen ab, befin­det sich also genau eine Ein­fach­bin­dung zwi­schen zwei Dop­pel­bin­dun­gen, spricht man von kon­ju­gier­ten Dop­pel­bin­dun­gen (z.B. Penta-1,3-dien). Lie­gen min­des­tens zwei Ein­fach­bin­dun­gen zwi­schen zwei Dop­pel­bin­dun­gen, so han­delt es sich um iso­lier­te Dop­pel­bin­dun­gen (z.B. Penta-1,4-dien).

Kon­ju­gier­te Dop­pel­bin­dun­gen sind häu­fig bei sekun­dä­ren Pflan­zen­stof­fen zu fin­den, ins­be­son­de­re bei den Caro­ti­nen, die u.a. im far­bi­gen Gemü­se zu fin­den sind, wie eben in Karot­ten. Das β-Caro­tin bil­det die Vor­stu­fe von Reti­nol, wel­ches auch als Vit­amin A bekannt ist. Vit­amin A ist ein fett­lös­li­ches Vit­amin, wie alle soge­nann­ten EDE­KA-Vit­ami­ne (E, D, K und A), und wird haupt­säch­lich im Dünn­darm aus Reti­nol syn­the­ti­siert. Hier­zu muss aber gemein­sam mit dem Pro­vit­amin A Fett auf­ge­nom­men wer­den.

beta-Carotin und Retinol

β-Carotin und Retinol.

Die Leber eini­ger Tie­re ent­hält sehr viel Vit­amin A. Beson­ders viel ist im Leber­tran vor­han­den, wes­halb zu frü­he­ren Zei­ten Kin­der häu­fig dazu genö­tigt wor­den, Leber­tran ein­zu­neh­men. Die­ses wird aus der Leber ver­schie­de­ner Fische her­ge­stellt. Ein Über­schuss an Vit­amin A kann zu einer Hyper­vit­ami­no­se füh­ren, also einem Über­schuss an Vit­amin. Im harm­lo­ses­ten Fall lagert es sich in Zel­len ab und die Men­schen bekom­men eine oran­ge-gel­be Haut­far­be.

Kat­zen kön­nen übri­gens inter­es­san­ter­wei­se nicht Vit­amin A aus Reti­nol auf­neh­men und müs­sen die­ses mit der Nah­rung auf­neh­men.

Des Wei­te­ren tritt an der Dop­pel­bin­dung eine cis-trans-Iso­me­rie auf. An der Dop­pel­bin­dung ist das Mole­kül rela­tiv starr und die Bin­dung nicht frei dreh­bar. Als Bei­spiel wol­len wir uns But-2-en betrach­ten.

cis-But-2-en

cis-But-2-en, (Z)-But-2-en, Sdp.=-139°C

trans-But-2-en

trans-But-2-en, (E)-But-2-en, Sdp.=-106°C.

Im Grun­de haben wir hier zwei Methyl­grup­pen als Res­te (Sub­sti­tu­en­ten) an den bei­den Koh­len­stoff­ato­men, die an der Dop­pel­bin­dung betei­ligt sind. Hier­bei erge­ben sich zwei Mög­lich­kei­ten. Ein­mal sind die bei­den Methyl­grup­pen auf einer Sei­te der Dop­pel­bin­dung (hier unten). Man könn­te ein für "C" dar­auf schrei­ben. Das ist die cis-Form. Befin­den sich die Sub­sti­tu­en­ten auf ent­ge­gen­ge­setz­ten Sei­ten, spre­chen wir von der trans-Form.

Neben der cis-trans-Benen­nung gibt es auch die ana­lo­ge Unter­schei­dung nach der (Z)-(E)-Isomerie. (Z) steht hier für "zusam­men" und (E) für "ent­ge­gen­ge­setzt".

Reaktionen der Alkene

Reaktion mit Halogenen

Die typi­sche Nach­weis­re­ak­ti­on der Alke­ne, also eigent­lich der C-C-Dop­pel­bin­dung ist die elk­tro­phi­le Addi­ti­on von Brom. Hier­zu wird, da Brom gif­tig ist, nor­ma­ler­wei­se Brom­was­ser genutzt. Die­ses wird her­ge­stellt, indem Brom in Was­ser gelöst wird. Im Was­ser lie­gen nach wie vor Brom­mo­le­kü­le vor. Beim Vor­han­den­sein von Alke­nen ent­färbt sich das Brom bzw. das Brom­was­ser. Eine Zufuhr von Ener­gie, z.B. durch Licht wie bei der Sub­sti­tu­ti­ons­re­ak­ti­on mit Alka­nen, ist nicht not­wen­dig.

$$
\ce{H2C=CH2 + Br-Br -> BrH2C-CH2Br}
$$

Reaktion mit Baeyer-Reagenz

Baey­er-Reagenz wird her­ge­stellt, indem eine ver­dünn­te Kali­um­per­man­ganat­lö­sung mit Natri­um­car­bo­nat alka­lisch gemacht wird. Es ent­ste­hen Alko­ho­le mit zwei Hydro­xy­grup­pen im Mole­kü­len. Man spricht auch von Dio­len.
Durch den ent­ste­hen­den Braun­stein \(\ce{MnO2}\) färbt sich das Reak­ti­ons­ge­misch gelb-braun.

$$
\begin{align*}
\text{Ox: } & \ce{ H2\overset{-II}{C}=\overset{-II}{C}H2 + 2 OH- -> HOH2\overset{-I}{C}-\overset{-I}{C}H2OH + 2 e- } \quad \big \vert \cdot 3\\
\text{Red: } & \ce{\overset{VII}{Mn}O4- + 3 e- + 2 H2O -> \overset{IV}{Mn}O2 + 4 OH- } \quad \big \vert \cdot 2\\ \\
\text{Redox: } & \ce{3 H2C=CH2 + 6 OH- + 2 MnO4- + 6 e- + 4 H2O -> 3 HOH2C-CH2OH + 6 e- + 2 MnO2 + 8 OH-} \\
& \ce{ 3 H2C=CH2 + 2 MnO4- + 4 H2O -> 3 HOH2C-CH2OH + 2 MnO2 + 2 OH- }
\end{align*}
$$

Herstellung von Alkenen

Eliminierung von Ethanol

Erhitzt man glei­che Volu­mi­na von Etha­nol und kon­zen­trier­ter Schwe­fel­säu­re auf 160°C, so ent­steht ein Gas, das Brom­was­ser ent­färbt. Die Baey­er-Pro­be ver­läuft eben­falls posi­tiv.

Etha­nol wird eli­mi­niert. Wie bei jeder Eli­mi­nie­rung wird die Mehrfach­bindung auf­ge­löst und als Neben­pro­dukt ent­steht hier Was­ser. Man spricht des­halb auch von einer Dehy­dra­ti­sie­rung. Das Haupt­pro­dukt ist dann natür­lich Ethen.

$$
\ce{H3C-CH2OH<=>[\ce{H2SO4}] H2C=CH2 + H2O}
$$

Wählt man die Tem­pe­ra­tur etwas nied­ri­ger, ent­steht hier jedoch kein Ethen son­dern Diethyl­ether.

$$
\ce{H3C-CH2OH + HOCH2-CH3 <=>[\ce{H2SO4}] H3C-CH2-O-CH2-CH3 + H2O}
$$

Eliminierung von Ethan

Man kann Ethan mit Hil­fe geeig­ne­ter Kata­lysatoren dehy­drie­ren, wobei als Neben­pro­dukt die­ser Eliminierungs­reaktion Was­ser­stoff ent­steht.
$$
\ce{H3C-CH3 ->[\text{Kat.}] H2C=CH2 + H-H}
$$

Cracken

Das Wort Cra­cken kommt aus dem Eng­li­schen und bedeu­tet soviel wie bre­chen.

Lang­ket­ti­ge Kohlen­wasserstoff­e wer­den in kurz­ket­ti­ge Koh­len­was­se­re unter hohem Druck, hohen Tem­pe­ra­tu­ren und unter Ein­satz geeig­ne­ter Kata­ly­sa­to­ren gespal­ten.

So kann Hexa­de­can gecrackt wer­den, wobei z.B. Octan, Ethen, Methan und Koh­len­stoff als Ruß ent­ste­hen kann.

$$
\ce{C16H34 (l) -> C8H18 (l) + 3 C2H4 (g) + CH4 (g) + C (s)}
$$